Samstag, 4.6.2005:

Die ganze Nacht hat es geregnet. In der Früh noch einige Schauer.
Nach dem Frühstück versorgen wir unser WOMO: Wir entleeren den Abwasser- und Fäkalientank und füllen Frischwasser nach.
Jetzt kann die Fahrt weitergehen: Auf der E39 ostwärts bis zur Abzweigung auf die E136 nach Åndalsnes.

Åndalsnes: Das über mehrere Straßen, Fährverbindungen und die Raumabahn perfekt an das norwegische Verkehrssystem angeschlossene Åndalsnes (3.000 Einwohner) ist ein altes Handelszentrum am inneren Romsdalfjord. Nach Zerstörungen im 2. Weltkrieg hat es heute ein eher modernes Gepräge, wenn auch noch manch schönes Holzhaus aus vergangenen Zeiten erhalten ist. Wegen seiner verkehrstechnisch exponierten Lage konnte sich der Ort als stark besuchtes Fremdenverkehrsziel mit vielfältigen Unterkunftsmöglichkeiten etablieren.

Das in südöstlicher Richtung nach Dombås verlaufende Romsdal bildet mit der E136 und der Raumabahn zugleich die Hauptverkehrsader zwischen dem nördlichen Vestland und dem zum Ostland zählenden Gudbrandsdal. In seinem unteren Abschnitt zeigt das Romsdal breite, anbaugünstige Talböden, die von steilen Felswänden flankiert werden. Hier überragt das Romsdalhorn, das auch das "norwegische Matterhorn" genannt wird, mit seinem 1.550 m hohen Gipfel die sog. Romsdalsalpen. Das Innere des Berges ist übrigens von Fallrohren durchlöchert, in denen Turbinen die herabstürzenden Wassermassen in Elektrizität umwandeln.

Dombås: Bekannt ist der 1.200 Einwohner große Ort weniger aufgrund kultureller oder landschaftlicher Sehenswürdigkeiten, sonder wegen seiner Rolle als wichtiger Verkehrsknotenpunkt.

In Dombås biegen wir ab auf die E6 und fahren bis Trondheim. Ca. 18 km östlich von Trondheim, in Malvik, befindet sich der "Storsand Gård" Campingplatz.

Das Wetter heute: Teils Sonnig, teils bewölkt, am Abend wieder Regen.
Km-Stand: 21.521
Tagesstrecke: 469 km

Sonntag, 5.6.2005:

Die ganze Nacht Regen. Während des Frühstücks lockert es etwas auf und wir beschließen, nach Trondheim zu fahren und die Stadt zu besichtigen.

Trondheim: Mit derzeit rund 140.000 Einwohnern ist Trondheim die drittgrößte Stadt Norwegens. Sie liegt noch deutlich in der südlichen Hälfte des Landes, obwohl die Entfernung zur Hauptstadt 540 und nach Bergen 682 Straßenkilometer beträgt. Lange Zeit galt sie als "Tor zum Norden", doch die Städte wie Bodø, Harstad und vor allem die Universitätsstadt Tromsø sind inzwischen von größerer Bedeutung für Nordnorwegen, so dass Trondheim heute als Sitz der Bezirksverwaltung von Sør-Trøndelag das Zentrum Mittelnorwegens darstellt.
Eine Sonderstellung kam dem geschichtsträchtigen Trondheim, damals noch Nidaros (= Mündung der Nid) genannt, als erster Hauptstadt des norwegischen Reiches und Sitz des Erzbischofs zu. Die günstigen naturräumlichen Bedingungen trugen entscheidend dazu bei, dass an den Ufern des Trondheimfjords eine Stadt entstehen konnte, die lange Zeit die mit Abstand bedeutendste des Landes war. Eine fruchtbare Hügellandschaft bot den Menschen immer schon gute Möglichkeiten landwirtschaftlicher Nutzung, Holz war stets reichlich verfügbar. Der sehr breite Fjord, der im Unterschied zu den klassischen Fjorden eher einem Binnensee gleicht, erfährt durch eine Fülle von Inseln Schutz vor den Stürmen des Nordatlantiks und bietet geschützte Naturhäfen.
Das Jahr 1030 ist in der norwegischen Geschichte und in der Stadtgeschichte Trondheims bedeutsam. In diesem Jahr wurde König Olav Haraldsson ("Olav der Heilige") von den Grafen von Lade erschlagen, da er sich ihrem Streben nach Eigenständigkeit widersetzt hatte. Von diesem Zeitpunkt an gilt das Heidentum als definitiv besiegt, und für die Entwicklung der Stadt wirkten sich Gerüchte über Wunder am Grabe des Königs, die bis nach Rom und Konstantinopel drangen, sowie seine Heiligsprechung als Märtyrer überaus positiv aus. Norwegens rex perpetuum (= ewiger König) wurde zum Schutzpatron des Landes, Trondheim aber stieg zu einem der großen Wallfahrtsorte in Europa auf. 340 Kirchen in Norwegen, England und Schweden verehrten St. Olav als Namenspatron.
Herbe Rückschläge gab es für die Stadt, als mit der norwegisch-dänischen Union im 14. Jahrhundert Trondheim in eine Abseitslage geriet und die Hansekaufleute in Bergen zunehmend den Handel an sich zogen. Zuvor hatte die Pest Land und Stadt heimgesucht. Mehrere Stadtbrände, Überfälle schwedischer Plünderer und die Reformation, die ein Ausbleiben der Pilger bewirkte, beendeten ihre herausragende Rolle.
In völlige Bedeutungslosigkeit versank Trondheim aber nicht, denn zum Ende des 16. Jahrhunderts exportierte man Holz und Heringe.
Als Zeichen eines erneuten Aufstiegs der Stadt müssen in späteren Jahren die herrschaftlichen Holzgebäude an der Munkegate, die Gründung der Gesellschaft der Wissenschaften (1760), der ersten Zeitung (1767) und des ersten Theaters von Norwegen (1803) gesehen werden.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war Trondheim die zweitgrößte Handelsstadt nach Bergen, und mit 10.000 Einwohnern übertraf es Kristiania (später Oslo). Mit dem Ausbau der Eisenbahn und der Einrichtung der Hurtigrute wurde die Stadt zum Tor des Nordens, auch wenn sie weiter von Bodø oder Narvik entfernt lag als von Kristiania/Oslo.
Selbst in den Plänen Hitlers spielte Trondheim eine Rolle. Schließlich sollte die Stadt zum Endpunkt einer Reichsautobahn werden, die die dänischen Meerengen überspannt.

Das heutige Stadtbild mit den auffallend breiten, sich rechtwinklig kreuzenden Straßen, dem Marktplatz und der Festung Kristiansten geht auf die Ideen des dänischen Generals und Architekten de Cicignon im 17. Jahrhundert zurück.

Die einfachste Art, Trondheim kennenzulernen, ist ein Spaziergang durch das Zentrum um den Marktplatz, zumal die Stadt sehr übersichtlich angelegt ist und die Entfernungen der einzelnen Sehenswürdigkeiten untereinander nicht zu groß sind.

Marktplatz: Im Schnittpunkt der breiten, das Stadtbild prägenden Achse Munkegate (= Mönchsstraße) und Kongens Gate (= Königsstraße) erhebt sich inmitten eines Rondells eine hohe Säule mit Standbild, das an Olav Tryggvason erinnert. Er war nicht nur der offizielle Gründer der Stadt, sonder auch jener Wikingerkönig, der vor fast 1.000 Jahren Leif Eriksson von Trondheim aus nach Westen schickte und unbeabsichtigt die nordamerikanische Küste entdecken ließ. Gleichzeitig dient die Säule als Zeiger einer imposanten Sonnenuhr.
Die nordöstliche, von einigen modernen Skulpturen geschmückte Ecke ist dem Wochenmarkt vorbehalten. Erwähnenswert sind am bzw. nahe dem Marktplatz drei Holzpalais, die noch aus der Zeit erhalten sind, bevor ein Gesetz 1832 in Kraft trat, das den Bau von Holzhäusern innerhalb der Stadt verbot. Direkt am Markt steht die Svaneapotek (= Schwanenapotheke), die ebenso aus dem Ende des 18. Jahrhunderts stammt wie der Hornemannsgård, den ein Holzhändler und Industrieller einst erbauen ließ. Heute befindet sich in diesem Gebäude die Touristeninformation.

Nidaros Dom: Auch "Trondheimer Kathedrale" genannt, ist nicht nur der schönste sakrale Steinbau des Landes, sondern neben dem gotischen Dom zu Uppsala und dem von der deutschen Romanik geprägten Dom von Lund in Südschweden "die großartigste Kirche des Nordens".
Wo heute der Dom steht, wurde im 11. Jahrhundert über dem Grab des Heiligen Olav eine kleine Holz-, dann eine Steinkirche errichtet. Die Baugeschichte des Doms beginnt im Jahre 1152. Nach der weitgehenden Fertigstellung des Domes um ca. 1320 begannen bald die Kräfte der Zerstörung ihr Werk. Zahlreiche Brände, der Bildersturm in der Reformationszeit und plündernde Schwedengruppen sind die Hauptursachen für den Verfall der Kathedrale, die ab 1869 unter großen Anstrengungen wieder aufgebaut wurde. Der Wiederaufbau des nationalen Denkmals war dann erst in den 1980er Jahren abgeschlossen.

Da das Essen in Norwegen auch für uns zu teuer ist (z.B. 1 Pizza um € 27,-), holen wir unser Mittagessen heute von McDonalds.
Anschließend gibt es noch Kaffee und Rosinenschnecken im WOMO.

In einem Internet-Cafe informieren wir uns wieder über das Wetter in den nächsten Tagen auf unserer Strecke zu den Lofoten.
Da das Wetter besser werden soll, beschließen wir, sofort los zu fahren.

Entlang dem Trondheimsfjord: Für uns Reisende nach Nordnorwegen ist die Strecke entlang der E6 am Ostufer des schönen Trondheimfjords keinesfalls eine schnelle Etappe auf dem Weg in den hohen Norden, denn es gibt immer wieder schöne Fotomotive. Die Gunsträume am Trondheimfjord, der Kornkammer des Landes, haben einige kleinere zentrale Orte entstehen lassen, wie Stjørdal, Levanger, Verdalsøra und Steinkjer, die allesamt geschichtsträchtig sind. Die norwegische Geschichte zur Zeit der Wikinger ist ganz wesentlich an diesen Raum im Herzen des Landes gebunden.
Die Strecke zwischen Trondheim und Steinkjer beträgt rund 125 km und führt auf der gut ausgebauten E6 nahe am Ufer des breiten Fjords entlang, der mit fast 130 km Länge der drittgrößte des Landes ist.



Am Ende des Snåsavatnet biegen wir auf die 763 nach Snåsa ab zum gleichnamigen Campingplatz.

 

 

Das Wetter heute: Sonnig, kalt mit häufigen Regenschauern.
KM-Stand: 21.774
Tagesstrecke: 253 km

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